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Installationview
Walllust, Kunsthalle am Hamburger Platz, BerlinEdding 850/ Stek
52 x 450 cm
pastell, eraser on plaster
Berlin 2015 -
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Installationview
Walllust, Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin
Edding 850/ Stek
52 x 450 cm
pastell, eraser on plaster
Berlin 2015
Björn Streeck
1983 born in Berlin, Germany
since 2017 Sox, organisation & curatorial team
2016-2017 Meisterschüler, Prof. Friederike Feldmann
2014-2017 Grant, Studienstiftung des deutschen Volkes
2011-2016 Fine Art/ Painting, Weißensee Kunsthochschule Berlin, Germany
Deutungswerkzeuge, Sina Jentzsch 2019
In grenzenlosen Möglichkeiten ist die grenzenlose Angst davor meist inbegriffen.
Menschen suchen nach Methoden der Sinnstiftung und Strukturierung ihrer Wirklichkeit. Religion, Mythen, Orakel oder spirituelle Praktiken wie das Tarot scheinen Mittel für das menschliche Bedürfnis nach Klärung zu sein.
Björn Streecks Arbeiten sind Deutungswerkzeuge für die Unklarheiten unserer Wirklichkeit und die scheinbaren Unüberbrückbarkeiten des Zusammenlebens darin. Sie sind gewissermaßen Helfershelfer für die Selbst- und Fremderkenntnis.
Informationen, die Streeck im Alltag, seiner Umgebung, mit seiner Familie und Freunden sammelt, und die im Austausch von Innen und Außen, sozialem Miteinander und deren Diskrepanzen entstehen, dienen ihm als Utensilien. Seine Arbeiten sind Bilder des Ordnens dieser Informationen.
Hauptsächlich arbeitet Streeck auf und mit Papier oder anderen flachen Materialien, die auf der Bildoberfläche zu vielschichtigen Gebilden heranwachsen. Die Überlagerung verschiedener materieller und formaler Ebenen ist ein entscheidendes Mittel im künstlerischen Herstellungsprozess und der Wirkung der Arbeiten. In ihnen treffen Formen, Oberflächenstrukturen, Materialien und Farben auf einander, verweben und reagieren miteinander. So werden sie zu einer Analogie der Wirklichkeit, in der sich ständig Dinge, Subjekte und Immaterielles begegnet, annähert, überlagert oder abgrenzt.
Streecks Arbeiten muten wie eine Chiffre dieser komplexen Netzwerke an und stellen dadurch nicht nur die Ordnung von Information dar, sondern sind auch als konkrete Kommunikationsversuche zu verstehen. Figuren befinden sich in einem ständigen Übergangsmodus zwischen der konkreten Form und ihrer Auflösung. Streeck fixiert diesen Moment des Schwellenzustands, der ständiger Zustand alltäglicher Wirklichkeit für alle daran Beteiligten ist. Analog dazu entstehen die Arbeiten selbst in fortlaufenden Prozessen, materiellen Erweiterungen, Zufällen und Wandlungen, die bis zuletzt den Eindruck erzeugen, die Bilder befänden sich in einem nie abgeschlossenen Zustand, aus dem Streeck eine Momentaufnahme abbildet.
Dabei verleugnet sich das flache Medium jedoch niemals, denn obwohl die Arbeiten teilweise durch diverse Material- und Formschichten eine Tiefenwirkung und Objektcharakter erzeugen, entwirft Streeck zu keinem Zeitpunkt einen illusorischen oder ideellen Raum. Der Betrachter blickt auf materielle, flache und vor allem bildhafte Verweise komplexer Netzwerke unserer Realität. Dabei sind Streecks Arbeiten flach, objekthaft, bildhaft, abstrakt und figurativ zur selben Zeit. Er versperrt sich mit seiner Kunst also einer genauen Zuordnung und hält sich selbst als Künstler sowie seine Arbeiten in einem ständigen, nie abgeschlossenen Zwischenzustand.
Die Bilder als Deutungswerkzeuge sind und bleiben also in sich wiederum Bilder der Uneindeutigkeit. Darum werden sie zu Projektionsflächen und lassen eine Parallelität zwischen dem, was in den Bildern dargestellt wird und Ereignissen und Fragen im Leben des Betrachters entstehen.
Das erlaubt einen Einblick in Björn Streecks Idee von Weltanschauung, in der Alles, wir alle, auch Streeck selbst und seine Kunstwerke „nur“ Werkzeuge in einem größeren Wirr-Warr sind.
STATEMENT A
I Do Not Want to Be an Outsider in a World without a Centre
My name is Björn Streeck and I primarily make flat, physical pictures that are made with the intention to dissolve loneliness. I am seeing a psychotherapist three times a week and I also practice yoga three times a week. This makes six appointments per week that do not revolve around art in any way but that are only about me. In my art making I often reference what I have learned about myself in this time. This experience is my starting point:
My works show communication attempts that raise questions of identity. They are visualizations of these abstract questions so to say. I am trying to develop a method that will establish direct contact between a person and their environment. Meaningful techniques, signs and symbols help me to find basic approaches and productive solutions. I use graphic elements or writings, universalize, subjectify and pervert them until no information structure is left to be recognized.
By connecting free floating materials and their lapidary us I create contemplation surfaces that show me a world how it could be. I imagine a possible future like it is in the Star Trek films where the gold standard for self realisation lies in the exploration of the unknown. I carry on the wish after self clarification and try to unravel the constitutive moments of the human condition. By far and easily is the artistic process supposed to enhance my living conditions.
Ich möchte kein Außenseiter sein in einer Welt ohne Mitte
Mein Name ist Björn Streeck und ich mache primär flache, physische Bilder, von denen ich möchte, dass sie Einsamkeit auflösen. Ich gehe dreimal in der Woche zur Psychotherapie und ebenso dreimal zum Yoga. Es sind also sechs Termine in der Woche, bei denen es in irgendeiner Art und Weise nicht um Kunst geht, sondern um mich. Ich beziehe mich oft in meiner künstlerischen Arbeit auf das, was ich während dieser Zeit über mich erfahre. Von dieser Erfahrung gehe ich aus:
Meine Arbeiten zeigen Kommunikationsversuche die Identitätsfragen aufwerfen. Sie sind sozusagen Verbildlichungen dieser abstrakten Fragen. Ich versuche eine Methode zu entwickeln, die den Kontakt zwischen dem Menschen und seiner Umwelt unmittelbar herstellt. Sinnstiftende Techniken, Zeichen und Symbole helfen mir, Ansätze und produktive Lösungen zu finden. Ich benutze grafische Elemente oder Schriften, universalisiere, subjektiviere oder pervertiere diese bis keine Informationsstruktur mehr zu erkennen ist.
Durch die Verbindung frei flottierender Materialien und ihrem lapidaren Gebrauch, schaffe ich Kontemplationsflächen, die mir eine Welt zeigen, wie sie sein könnte. Ich stelle mir eine mögliche Zukunft wie in Star-Trek-Filmen vor, in denen die Selbstverwirklichung des Menschen im Erforschen des Unbekannten das Nonplusultra darstellt. Ich trage den Wunsch nach Selbstklärung weiter und versuche die konstituierenden Momente meines Menschseins aufzudröseln. Viel und leicht soll die künstlerische Arbeit meine Lebenssituation verbessern.
STATEMENT B
I collect information
and information is collected about me.
I construe myself from my information.
I construe myself from other people‘s information about me.
In doing so, knowledge gaps develop.
Signs without meaning remain.
The levels of quotations increase.
The origin becomes inscrutable.
Ich sammle Informationen
und es werden Informationen über mich gesammelt.
Ich konstruiere mich aus meinen Informationen.
Ich konstruiere mich aus den Informationen anderer über mich.
Dabei entstehen Wissenslücken.
Es bleiben Zeichen ohne Sinn zurück.
Die Zitatebenen erhöhen sich.
Der Ursprung ist nicht mehr auszumachen.